Di. Apr 30th, 2024

    Whiplash-Animation (gif)


    You earned the part. – Film Whiplash (Ausschnitt, 2014)

    Im Film Whiplash findet ein Stundenbluten statt. Im Unterschied zur Monatsblutung hat es der Schlagzeuger (die Schlagzeugerin) geradezu täglich. Er, sie, es blutet. Ohne Ader- und Unterlass.  Blut Blut Blut …. Blut tut gut. (Nina Hagen, Aufm Friedhof, 1978). Sie will nicht sterben.

    Der Mythos lebt. Grad auf facebook. Oliver M. fragt in die Crowd (deutsch Kraut): „Spielt ihr lieber mit Handschuhen oder ohne?“ – Stein des Anstoßes, und nun hacken alle aufeinander ein, bis es blutet. Der Mythos lebt. „Ohne. Da sich sonst keine Hornhaut bilden kann.“ Hornhaut? – „Wenn das Holz die richtige Feuchte hat brauchst du keine Handschuhe. Neue Sticks wirken Wunder. Nach 1/2 Jahr zuhause in der Heizungsluft sind die Sticks nur noch Feuerholz.“ – „Wenn man sowas öfter macht, geht’s auch ohne. Immer bis kurz vor die Blasen trommeln und erst dann Handschuhe anziehen.“ – „Habe jahrelang mit Handschuhen gespielt, habe aber festgestellt, dass ich sie nicht mehr brauche. Damals, vor zwanzig Jahren, sind mir die Sticks immer entglitten. Inzwischen habe ich das mit der Stickhaltung wohl drauf…“ – „Hab n paar Jahre mit gespielt, dann viele Jahre ohne. Seit kurzem aber wieder mit, da ich dann auch billige Sticks benutzen kann und nicht immer die teuren spielen muss. Rechnet sich finanziell auf jeden Fall.“ – „Die billigen Sticks sind im Gegensatz zu teureren lackiert, dadurch entstehen bei mir jedes Mal richtig hässliche Blasen, wenn ich n neues Paar anfange. Da ich aber n hohen Verschleiß habe, weil ich auch jeden Tag spiele, kommt es günstiger, wenn ich mir Handschuhe kauf, mit denen ich keine Blasen mehr bekomme und trotzdem Geld spare. Aber das Spielgefühl leidet natürlich schon drunter.“ – Wow wow wow….

     


    WHIPLASH (2014) Scene: „Why’d you stop playing?

    Nun haben wir schon einige Meinungen zum Thema Handschuhe spielen gelesen. Und viel über Selbstversuche, sich mit System zu verletzen und Verletzungen durch Vermeidungsstrategien zu unterbinden. Auf die einfachste kommt kaum jemand: Einfach so spielen, dass man sich keine Blasen holt. Stockdienlich. Spieldienlich.

    Bekanntlich gibt es viele Meinungen zu jedem denkbaren Thema, aber mal ehrlich:

    Wer will sich schon die Hände dreckig machen mit billigem Vierviertel?

    Und: Was ist das eigentlich für eine Art von Spielgefühl, wenn Drummer hohen Verschleiß (an Sticks) und Blasen (an den Fingern) beklagen?

    Ich vermute unsachgerechtes Spiel. Pubertär, zu doll, sinnlos mit Kraft anstatt mit guter Stockhaltung und maximalem Moeller.

    Warum üben sie nicht einfach, stockschonend zu spielen und mit einer Stockhaltung, mit der es keine Blasen an den Fingern gibt?

    Hier wird es geradezu persönlich und nicht wenige Drummer fühlen sich regelrecht angegriffen durch solche einfachen Fragen.

    Einer beispielsweise: „Unsachgerechtes Spiel wäre, nach 90 Minuten Metal furztrocken von der Bühne zu schlendern. Unsachgemäß wär auch n vertrackter 7/8, wenn’s nen dreckigen 4/4 braucht…. Unsachgerecht wär’s auch, jemandes Spiel zu beurteilen, das man noch nicht gesehen hat.“ Und: „Man muss sich sicherlich nicht kaputt machen, aber n headbangender Jazzdrummer is wohl ähnlich unangebracht wie ein total unbeeindruckter und unterkühlter Metaldrummer.“


    Pete Townshend’s Deep End – Give Blood (Face The Face)

    Give blood
    But you may find that blood is enough
    Give blood
    And there are some who’ll say it’s not enough
    Give blood
    But don’t expect too ever see reward
    Give blood
    You can give it all but still asked for more
    Give blood
    But it could cost more than your dignity
    Give blood
    Parade your pallor in iniquity
    Give blood
    They will cry and say they’re in our debt
    Give blood
    But then they’ll sigh and they will soon forget
    where heading for the day of blessings I’m telling ya,
    Its all building up to something,
    Something that’s opening beginning with fire
    So give love and keep blood between brothers
    Give love and keep blood between brothers
    Give love and keep blood between brothers
    Give love and keep blood between brothers
    Give blood
    But you

     

    „Wenn man seiner Musik Ausdruck verleihen möchte entsteht ein gewisses „Verletzungsrisiko“. Und man kann auch manches mit einem Augenzwinkern kommentieren, um nicht ganz oberlehrerhaft zu erscheinen.“ – sagt einer…

    Soso, aha. Naja..

    Andi Rohde, Drummer von Ohrenfeindt, den ich explizit fragte, antwortete:

    „Immer wenn ich Blasen habe, ärgere ich mich, dass ich heute offensichtlich zu verkrampft war, meine Technik dem Adrenalin geopfert habe und ziehe von der Oberfläche Rückschlüsse auf das Innere. Denn wer Blasen hat, der schadet sicherlich auch seinen Muskeln, Sehnen und Gelenken. Sicherlich gibt es Leute mit gewissen Nerven- oder Hautleiden, die Handschuhe benötigen. Ich für meinen Teil spüre die Stöcke gern direkt auf meiner Haut und arbeite lieber an meiner Technik, anstatt mit Handschuhen Schadensbegrenzung zu betreiben.“

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

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