Immer wenn wir beim Musikalienhändler unseres Vertrauens Tresen stehen, müssen wir uns fragen, mit wem wir zu tun haben. Herkunft, Lebenserfahrung, Karriere und musikalisches Fortkommen unseres Verkäufers entscheiden möglicherweise über Beratungserfolg und ob Rat tatsächlich Wert besitzt. Dies bleibt summa summarum festzuhalten. Ich werde keine Namen nennen, denn die Schreibe, die hier und anderswo aufgeführt wird, ist zu bekannt, um persönlich zu werden. Wozu auch? Bleiben wir allgemein.
Ich bin Ende Januar/Anfang Februar 2019 im Berliner Musikalienhandel unterwegs, um eine lang angedachte Geschichte umzusetzen. Die Sache ist einfach und rasch erzählt. Am Schlagzeug sitzend besäße ich ein Hängetom links, dann ein zweites, als Standtom rechts hängendes. Wen es genau interessiert, meine Config-Seite hier. Oder so:
Im Beckensetup meines Herzens forsche ich in einem sich fortentwickelnden Prozess nach Erweiterungen bzw. Verbesserungen. Eigene Vorlieben und – wie soll es anders sein – Konfigurationen jener Schlagzeuger, die weltweit Clinicians sind, solche Markenbotschafter gewisser Beckenhersteller geben mir durchaus Anstöße. Wir wissen auch, dass keine Marke Platzhirsch ist allein.
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Im Produkt-Portfolio des fränkischen Herstellers Meinl sind mir Benny Grebs Crasher Hats, bestehend aus vier 8 Zoll-Becken, die man aufeinander steckt bzw. stackt, um ein schönes White Noise zu erzeugen (sprich: „tschigg“) positiv aufgefallen. Der Klang ist kurz, präzise und trashy. Die Becken sind aus B20 Legierung.
An der Musikakademie Regensburg nahm ich im Januar an einem Drummerweekend teil und hatte Gelegenheit, meine Neugier im Detail zu befriedigen und weiter zu forschen und hierüber persönlich mit Benny Greb zu sprechen. Zwischen einem Ridebecken (rechts) und dem links aufgehängten Hängetom (siehe Bild „TheSetup“) ist bisserl Platz im Luftraum über der Bassdrum.
Hier gefällt mir persönlich die Idee einer kleinen bis großen Effekt-Hihat. Das sieht man bei vielen Schlagzeugern, nicht wenige haben auch mehrere davon. Bei vielen Schlagzeugern hängt eine Cowbell in ungefähr derselben Höhe wie die Snaredrum, wobei diese Art Befestigung von früher her adapatiert ist mit einem Bassdrum-Mount, den man auf dem Spannreifen oben anschraubt und befestigt.
Um an ungefähr derselben Stelle eine Crasherhat zu befestigen, muss man die Cowbell anderswo befestigen. Die Idee, eine 8 Zoll große Crasher-Hat aus vier Becken auf einem Bassdrum-Mount am Spannreifen der Bassdrum zu befestigen (20 Zoll Bassdrum) habe ich von Benny Greb, bei dem ich das so sah und ihn darüber ausfragte. Das Problem ist, dass die Industrie passende Montageteile eines Herstellers nicht hat und das jede Firma ein Teil unterschiedlicher Bauart hat und keins zum Fabrikat eines anderen passt. Das ist zu beklagen und zu kritisieren, aber auch nicht zu ändern.
Bitte nehmt jetzt hier kurz Platz im gedanklichen Jammertal und zetert, bzw. hadert mit „der Industrie“ an und für sich. Erledigt? Gut, dann geht es jetzt weiter.
So ist es. Die Lösung ist also kurz gesagt ein Mesh Up, eine Zusammenstellung aus zwei unterschiedlichen Dingen, die erst noch in Form gesägt werden müssen. Aha.
Vielen Herstellen, auch Tama, Sonor, Pearl und vielen anderen ist es gelungen, einen Bassdrummount zur Verfügung zu stellen, um eine Cowbell am Bassdrumspannreifen zu montieren.
Auf dem Cowbellholder lässt sich eine Effekt-Hihat nicht montieren. Also benötigen wir einen Hihat-Montagekopf. Vielen Herstellern ist es gelungen bla bla bla bla (siehe eins vorher). Den gibt es nicht zur Montage auf einem Bassdrum-Mount für eine Montage am Spannreifen. Benny Greb hat es nun so gemacht: Der Bassdrum-Mount für den Spannreifen der Firma Pearl namens CA-130 (Bild) kann sowohl im 90° Winkel vom Schlagzeuger wegzeigend als auch nach rechts oder links zeigend eine HiHat-Stange einer anderen Firma (genommen wurde hier eine Tama MXA 53 Closed HiHat) aufnehmen (Bild). Dieses besondere Merkmal von beliebiger Montage führte zur Auswahl. Sehen wir uns die Befestigungsstange der Tama MXA 53 noch einmal genauer an, so fällt auf, dass sie für eine solche Montage auf der Bassdrum ersichtlich viel zu lang ist. Denn so wie sie ist, ist sie zur Montage an einem Beckenstativ (also nicht auf der Bassdrum) geeignet und muss daher lang genug sein, um „heran zu reichen“.
Hier setzt jetzt das brutale Zerstören aller firmentechnischen Coups ein und wir holen eine gutfunktionierende Eisensäge aus dem Werkzeugschrank. Wir sägen einfach die lange Stange so lang ab, wie sie kurz genug und achtung, nicht zu kurz ist, um jede gewünschte, bzw. denkbare Befestigung der Hihat auf dem Bassdrumspannreifen zu ermöglichen. Hier sollte man durchaus ergebnisoffen erst einmal ganz ausführlich probieren und nicht zu schnell einfach kurz schneiden. Wer nicht von vornherein alle Möglichkeiten bedenkt, ist gekniffen und ärgert sich später.
Apropos geärgert.
Dieser Artikel beinhaltet Kritik, schrieb ich oben eingangs. Die Kritik betrifft hier diese immerwährende, ätzende Verneinung durch Verkaufspersonal am Tresen, die derartiges einfach nicht mitmacht, gedanklich zu faul ist mitzuwirken und auf die vorhandene Produktpalette verweist, aber nicht auf den Wahlspruch, der Ikea einst groß gemacht hat: „Entdecke die Möglichkeiten.“ Es ist schon sehr ätzend, die Bauteile gut vorbereitet zu beschreiben und dann etwas DDR-like zu hören: Ham wa nicht. Nö, mach ma nich. Und: „Der Benny kriegt das alles umsonst, aber willst Du Dir den Spannreifen kaputt machen?“
03.02.19 – Meinl Crasher Hats (Benny Greb) – A Short Test #Related
Ja, ich will.
Die Lösung zu diesem Problem von mangelnder Inkompatibilität meines Fachverkäufers zu meinen Wünschen war dann ganz einfach.
Beim Fachhändler unseres Vertrauens wird selbiges häufig missbraucht: Anstatt uns genau zuzuhören und mitzuarbeiten arbeitet der Verkäufer subversiv gegen unsere Fragen, einzig und allein darauf aus, uns nicht das zu geben, was wir brauchen, sondern das was gerade im Regal liegt. Hierbei handelt es sich um eine gestörte Kunden-/Lieferantenbeziehung. Machen wir uns davon unabhängiger. Bleiben wir frei und bleiben wir -bitte- bei unseren sorgfältig gedachten Gedanken. Und schmeißen Händler aus unserer Liste, die zu faul sind, gewissenhaft und eloquent mit uns an unserer Sache zusammen zu arbeiten. Ich habbe fertig.
Ich habe beim Onlinehändler meines Vertrauens die mir fehlenden Teile bestellt, sie kamen ohne Diskussion per Versandhandel an und nun wurde gesägt und fertig.
Die Idee von Verkaufspersonal, Menschen ihre Ideen auszureden und regelrecht zu verhindern, dass gut vorbereitete Strategien funktionieren, ist ärgerlich, überflüssig und Energie raubend. Die Durchführung war einfach, aber dazu musste ich den Verkäufer am Tresen regelrecht ausschalten und übergehen, ihn ignorieren, denn sein Lärm war nicht, die Welt zu retten.
Sondern zu verhindern, dass sie so funktioniert, wie Weltklassedrummer es selbst ausprobiert haben.
Menno. Und grrr…..
Hier noch eine Fotogalerie mit Fotos zum besseren Verständnis.
Weiterführend
- So ein Grebfrüchtchen: Jesus weiß, was ich will und er weiß, ich liege richtig – wer sonst?
[…] Ich muss nicht mehr improvisieren. Das Attachment lässt sich am Beckenständer montieren. Es ist meine Meise, dass ich es genau so haben möchte, wie Benny Greb es montiert, mit einer Melange aus Tama und Pearl, wo man erst etwas auseinandersägen muss, worüber ich auf dieser Website hier berichtete. […]
[…] Natürlich bräuchte Berlin ein sehr sehr gutes Musikgeschäft. Auch für Schlagzeuger, so wie Jochen Stock ganz am Anfang angefangen hat: Jochen war Drummer und verkaufte Zeugs für Drummer. Die Geschichte habe ich hier am 10.02.2019 aufgeschrieben, bei Interesse. (Kritik – Von der Beratung von Fachverkäufern im Berliner Musikalienhandel) #gekürzt[…]