Di. Apr 16th, 2024
    HowTo: Honour MJ´s Smooth Criminal
    HowTo: Honour MJ´s Smooth Criminal

    Gähn. Ich finde, Michael Jackson (R.I.P.) hat sich um die Popmusik in besonderer Weise verdient gemacht. Viele seiner Songs sind einfach nur atemberaubend. Allerdings ist dieses Wissen bis vor kurzem bei mir verschütt gewesen. Ich erinnerte mich nicht mehr daran. Bekannt ist, aus welchem Grund ich 2009 wieder besonders intensiv an Michael Jackson gedacht habe. Die Tatsache, dass der Tod dieses Ausnahmemusikers Menschen weltweit dazu animiert, große Flashmobs zu veranstalten, beweist die gute Tanzbarkeit seiner Stücke. Die Musik von MJ musste tanzbar sein, denn MJ wollte tanzen. Das Beste, was Füße zur Musik von MJ tun können, ist tanzen. Warum dann aber Gähn? Ganz einfach: Bis hierher steht hier nichts geschrieben, das zu erwähnen es besonders wert ist. MJ ist einfach weltweit relevantes Kulturgut, und das muss ich bestimmt nicht nochmal schreiben, damit es Gültigkeit erlange.

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    Tamla Motown Vol. 4 - meine erste LP
    Tamla Motown Vol. 4 - meine erste LP

    Ich habe dafür jedoch persönlich Gründe, die mit der Zielsetzung dieser Website -pimp my drumming- konform gehen. Und ich habe Erinnerungen. Meine Zeit mit Michael Jackson begann, als ich selbst ungefähr 12/13 Jahre alt war. Das war, als die Platten noch schwarz waren wie gute Musik und 33 Umdrehungen schick. Eine der ersten Die erste schwarze Langspiel-Schallplatte überhaupt bekam ich zu einem von zwei denkbaren Geburtstagen geschenkt. Es handelte sich dabei ohne Berücksichtigung meines vorherigen Musikgeschmacks (Hitparade, Chris Roberts, Christian Anders….) um einen Sampler des amerikanischen, schwarzen Labels Tamla Motown. Ich kann mich besonders an lediglich nur zwei Urknalls erinnern, die ich auf diesem Sampler erstmalig wahrnahm. Eine kürzer als 11 Minuten lange Fassung des Temptations-Song Papa was A Rolling Stone und das Bill-Withers-Stück Ain´t no Sunshine, allerdings gesungen von einem zwölfjährigen Michael Jackson. Beide Songs gehören bis heute in genau diesen Fassungen zu meinen „all time favourites“. Von Stevie Wonder will ich gar nicht reden, Superstition war auf dem Album noch nicht und kam erst später. Kurze Zeit später wandelte ich auf den Pfaden von Pink Floyd, Genesis, Jethro Tull und die alle haben mit Tamla-Motown so gut wie gar nichts zu tun. Gelegentlich von Thriller, dass sehr viel später erschien, erschrak ich zuallererst einmal, denn die Wandlung des MJ vom artigen, schwarzen Gesangsbuben zum King of Pop vollzog sich bereits seinerzeit in äußerst heftiger Weise. Den Rest noch auszubreiten, ist hier für diesen Beitrag eigentlich überflüssig.

    Tamla Motown is hot, hot, hot – Volume 4 (released 1973)

    01 – Temptations, The – Papa Was A Rolling Stone (6:41)
    02 – Sisters Love – Mr. Fix-It Man (2:54)
    03 – Four Tops, The – I Can’t Quit Your Love (3:38)
    04 – Martha Reeves & The Vandellas – Bless You (2:58)
    05 – Michael Jackson – Ain’t No Sunshine (4:07)
    06 – Supremes, The – Now The Bitter Now The Sweet (5:17)
    07 – Gladys Knight & The Pips – Help Me Make It Trough The Night (4:14)
    08 – Michael Jackson – Rockin‘ Robin (2:29)
    09 – Stevie Wonder – Keep On Running (6:35)
    10 – Undisputed Truth, The – Superstar (Remember How You Got Where You Are) (3:00)
    11 – Valerie Simpson – Drink The Wine (3:42)
    12 – Michael Jackson – Ben (2:41)
    13 – Syreeta Wright – I Love Every Little Thing About You (4:54)
    14 – Diana Ross – Doobedood’Ndoobe, Doobedood’Ndoobe, Doobedood’Ndoo (4:43)

    (Credits: Thanks, Dank an diese Website für die wieder beschaffbaren Informationen)

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    Von Interesse für mich und erwähnenswert ist aber, dass MJ schon während der Aufnahmen zu Thriller eine äußerst illustre Schar von großartigen Studio- & Livemusikern um sich geschart hat. Das Album entstand unter der Produktionsleitung von Quincy Jones und vor allem die Musiker der Band TOTO (mit dem inzwischen verstorbenen Ausnahmedrummer Jeff Porcaro) und ein Musikgeschichte schreibendes Gitarrensolo eines gewissen Edward van Halen auf dem Song Beat It haben sich bei mir fest eingebrannt – never forget these little things pieces of music history.

    Auch wenn spätere Alben von den Erfolgszahlen nicht mehr an Thriller heranreichen (konnten), hat MJ noch viele, viele tolle Songs geschrieben und performt. Ja, zelebriert. Zu den Stücken, die für Schlagzeuger besonders interessant sind, gehört m.E. das Stück Smooth Criminal (Album Bad, 1987). Darauf wäre ich allerdings bis vor kurzem nicht von selbst gekommen. Andere brachten mich drauf: zwei meiner Kinder. Meine Tochter ist 6 Jahre alt ist und steht wie nichts anderes auf David Garrett, den bestaussehendsten Geiger aller Zeiten. Nicht das Aussehen interessiert sie, sondern das Instrument Geige und die Art und Weise, wie er es bedient. Ältere Damen als sechs interessieren sich oft nicht nur für die rein sachliche Seite seines gekonnten Musizierens, während dieser Herr von der Damenwelt gern intensiv beträumt und bebrütet wird. Für meine Tochter ist diese Sicht uninteressant und es zählt nur das Können. Ist das am Ende eine Parallele? Edward van Halen (siehe oben) an der Gitarre und David Garrett (siehe unten) an der Violine? Am 07.11.2009 war Garrett bei Thomas Gottschalk auf dem Wetten dass-Sofa. Da legte der Mann das Gewehr an, seine Geige, und spielte das Stück Smooth Criminal und Thomas Gottschalk wippte auf dem gemeinsamen Sofa dazu im Takt mit Traumschiff-Mastermind Wolfgang Rademann. Musik kann Generationen verbinden.


    David Garrett, Wetten dass 07.11.09 (via Youtube)

    Am 07.11.2009 war MJ bereits verblichen, und dank der Nachrichten- und Bilderflut über das gewesene Leben des MJ interessierte sich mein Sohn (8 Jahre alt) sehr für MJ, übte heimlich den Moonwalk ein und kennt seit dem alle wichtigen Songs aus dem Köchelverzeichnis des MJ. Die dafür erforderlichen Silberlinge fanden sich im relativ unberührten Bestand der Eltern unter dem Namen History (3-er), und heutzutage schaut man für weiteres noch auf Youtube nach. Wenigen ist auf dem Videoportal ein Suchergebnis beschert, wie MJ himself: “Michael Jackson” Ergebnisse 1 – 20 von Millionen

    Das Wiederbefassen mit alter Popmusik durch die eigenen Kinder machte es mir unmöglich, mich der Faszination des Verblichenen zu entziehen. Dass aber David Garrett, den ich bis dahin definitiv nicht zur Kenntnis genommen hatte, Smooth Criminal auf relativ atemberaubende Weise botschafternd der Zuschauerschaft aufoktroyierte, ließ mich in keinster Weise kalt. David Garrett bricht daher als Botschafter des guten Geschmacks die eine oder andere generationsübergreifende Lanze für und zu Ehren des größten, schwarzen Weißen, der jemals gesungen hat. Lange Rede, kurzer Sinn.

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    Das Stück nimmt sich für Schlagzeuger als Übungsstück hervorragend aus und besitzt eigentlich alles, was man als Schlagzeuger braucht, um die Welt der Polyrhythmik zu verstehen. Erforderlich Denkbar erscheint einem eine Doppelmaschine zwecks stakkatoartigem Bassdrumspiel (da da da da da da – da da da da – da da da da da da) über das gedachte Hauptthema der Groovebegleitung genau so sehr erlaubt, wie beispielsweise die in Küchen-Kreisen Reduktion genannte Essenz von weniger als dem ganzen Thema. Ich will es kurz machen: Ich habe das Stück gestern einmal mit getrommelt, ohne es vorher jemals intensiv durchdacht und eingeübt zu haben. Herausgekommen ist eine Skizze für mögliche künftige Beschäftigung mit dem Stück in sehr viel ernsthafterer Weise. Der Regisseur dieses Videos „on the first take“ ist mein Sohn, dem ich für die Assistenz herzlich danke. Da er nun beginnt, sich auf freiwilliger Basis fürs Drumming zu interessieren (Life is live, Da da da, Ich möchte ein Eisbär sein und We will rock You hat er gestern bereits versucht, selbst zu trommeln, mit gutem Erfolg), wird es wohl gelegentliche Männerrunden im Proberaum geben. Die Gründung einer großen Berliner Drummer-Community steht also unmittelbar bevor.

    Das Stück Smooth Criminal habe ich gestern das erste Mal versuchsweise getrommelt. Besonders vorbereitet hatte ich mich nicht. Ich trommelte „aus dem Bauch“. Es gibt gute Gründe dafür, es erneut zu tun und es als Play along zu benützen. Alles drum technische lässt sich mit dem Stück hervorragend üben: Doppel- und Einzelbassdrum, Hihat-Arbeit, synkopierte Snareabschläge…einen Eindruck davon bekommt man, wenn man sich das nachfolgende Video unter dem Aspekt ansieht: Was könnte ich in diesem Stück eigentlich alles trommeln? Besondere Werktreue ist nicht einmal erforderlich, allerdings sollte man das Tempo halten können und nicht gegen, sondern mit MJ gemeinsam schlagzeugern. Hervorragendes Übungsstück. War nur so’ne Idee.

    Tommy Tulip – Playing: Smooth Crimininal (by Michael Jackson)

    Die Kernfrage dieses Artikels, wie man Michael Jackson ehrt, indem man das Stück mitspielt? Die kann ich einfach beantworten: dafür muss man noch ziemlich viel üben. Aber ein Anfang ist gemacht.  

    Weiterführend

    Ein Gedanke zu „104/2010: HowTo: Play Michael Jacksons Smooth Criminal“

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