Fr. Apr 26th, 2024

    HowTo: play ghost notes on snaredrum

    Ghost Notes (Geisternoten) spielen, das ist so eine Art Königsdisziplin für den interdisziplinären Drummer, schönes Wort, oder? Tschuldigung dafür. In der Sache geht es darum, den Groove zu spielen in einer straighen Time, also durchweg, durch die Bank, gerade aus und hopp, los. Also nehmen wir uns die Hi-Hat, das sind die Zischdeckel, die Meister Lehrmann aus Halberstadt Berlin für so wesentlich hält, dass alles dahinter zurücktritt und an Wichtigkeit verliert. Nein, die Hi-Hat muss grooven, das ist die halbe Miete. Die andere Hälfte der Miete sind dann -ach ja- die Ghost Notes, die auf der Snare ausgeführt werden.

    Ghost Notes sind leise Schläge unterhalb der Hi-Hat-Time, die nicht unbedingt markant hervorstechen möchten. Ein Meister des Ghost-Notes-Spiel (ist) war Jeff Pocaro (R.I.P.), der vormalige Toto-Drummer, der zu fast allen relevanten Jahrhundertnummern von Weltrang trommelte (geringfügige Übertreibung). Ein anderer begnadeter Geisternoten-Maniac ist auf jeden Fall der Mann, der den „Code of Funk“ versteht: David Garibaldi (Tower of Power). Ganz zu schweigen von Prof. Steve Gadd (Prof. = kein Witz), berühmtes Beispiel: 50 ways to leave your lover.

    Während einer Drumlesson am 10.03.10 bei Sabine sind wir die Sache stufig durchgegangen, und wie immer, wenn etwas Spaß macht, hat sich aus dem sturen Üben etwas entwickelt. Was dabei herausgekommen ist, habe ich vorliegend in drei verschiedene Audiobeispiele zerlegt, wobei zu berücksichtigen ist, dass wir die Aufnahme in einem Stück über die gesamte Zeit gemacht haben. Damit man die Phasen der Übung besser erkennt, erfolgte nachträglich die Dreiteilung. Das vierte Stück (siehe weiter unten) ist eine Improvisation, die thematisch nichts mehr mit dem eigentlichen Grundthema dieses Beitrags zu tun hat. Es ergab sich spontan. Hier aber zunächst einmal der Player mit allen Stücken:

    Player (Klick die jeweiligen Stücke an, um sie abzuspielen)

    Version 01: Ghostnotes, Grundgroove, Hi-Hat und dann langsam Snareschläge ins Spiel bringend, wobei auf Achtelhihat Viertelgostnotes mit Backbeat auf 1, 2 und 4 (leise, leise) ins Spiel kommen, während der Mainbeat (später) die Bassdrum auf 1 und die Snare (laut) auf 3 ist.

    Stuff: Um 1, 2 (leise), 3 (laut) und 4 (dann wieder leise) zu spielen, bedarf es einer sauberen Handtechnik mit der ausführenden linken Hand (Linkshänder umgekehrt). Ins Spiel kommt die Überlegung, wie ein gewisser Sanford Moeller Stockhaltung und Schlagausführung erklärt hat. Doch nicht zu viel Theorie. Wichtig ist zu wissen, dass die saubere Ausführung sehr leiser Ghostnoteschläge (3 absolut gleichklingende, leise Tipps auf das Snarefell) im krassen Gegensatz zur Time (auf 3, laut ausgeführt) stehen. Diese Technik zu spielen kann man sich nur mit stundenlangen Übungen raufschaffen, die extremreduziert sind, am besten lediglich nur Hi-Hat und Snare (dazu ein ür Metronom, beginne langsam, werde langsam schneller). Ach so, für sportive Charaktere: the other way round ist lustig und gute Abwechslung. Anstatt klassisch über kreuz einfach „open handed“ spielen, Hi-Hat links und Snare mit rechtem Arm schlagen (Geduldsprobe bzw. -faden). Nach Ansicht von Sabine reicht es aus, die klassische Links-/Rechtsverteilung zu beherrschen, schon das macht genug Mühe.

    Version 02: Nachdem Warmspielen in Version 01 bestand in Version 02 (2. Abschnitt von dreien) die Idee, den Stick auf denselben Stellen der zu spielenden Ghostnotes als Sidestick (auf den Metallrand der Snare mit aufgelegtem Stock schlagend) auszuführen. Das macht Spaß und wird regelrecht tricky, wenn zusätzlich noch der Backbeat (Snare auf 3) als klassischer Kraftschlag auf die Fellmitte ausgeführt wird. Vom Sidestick zu einem normalen, kraftvoll ausgeführten Schlag zu wechseln und dann bereits den vierten Schlag wieder als „ghostnote“ (bzw. Sidestick) auszuführen, verlangt einem schon einiges ab. Die Versuche sind zu hören. Das kann -mit Übung- nur besser werden, ehrlich.

    Gegen Ende der ausgefadeten Version 02 haben wir einige Verteilungen spaßeshalber vorgenommen. Die Idee bestand darin, die Snare-Ghostnotes zu „substituieren“ (zu ersetzen) durch andere Trommeln, bspw. das Hängetom, das Standtom. Noch mehr tricky, jede Ghostnote auf einem anderen Tom, whow. Attekattennuwa, das kann grooven, ist mir aber noch nicht so richtig überzeugend gelungen. We´ll work on it.

    Version 03: Anfänglich kommt hier noch eine Bassdrum ins Spiel. In jeder noch so stoischen Übung gibt es Spannung, die nach Auflösung Befreiung giert. So ist Teil 03 zu verstehen, als freies Spiel der Kräfte über eine ursprünglich maßvolle, in festen Grenzen definierte Beschäftigung. Kurz gesagt, findet hier die Entladung in einer befreienden Improvisation für zwei Schlagzeuger (in der Hoffnung, dass auch die zweite Schlagzeugerin ähnliches empfand…) statt. Die Impro erfolgt über das Ostinato der Hi-Hat, die schon ganz hübsch groovt.

    Version 04: Leise Improvisationen im Anschluss an die Versionen 01.-03., teils dann mit Händen gespielt. Also nennen wir das nicht: ghost notes, sondern „Hand Jive“. Aber nur, falls es groovt.

    Na ja, und was soll man sagen, am Ende war’s ne gefühlte, sehr ergiebige Übungseinheit, aus der ich wieder viel mitgenommen habe. Und das sind die besten Unterrichtseinheiten. In denen man etwas vollkommen vertieft, indem man es erst einmal thematisiert, dann vertieft man es und feilt dran. Und wenn man glaubt, es halbwegs zu beherrschen, dann spielt man damit, spielerisch, denn spielerisch sein, das ist der Sinn des Schlagzeug Spielens.

    (Videos, extern)

    Ein Gedanke zu „113/2010: HowTo: play Ghost Notes on snare drum? – Rehearsals – Nachlese Schlagzeugunterricht“

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